Alles über Eva - All about Eve

Dieser berühmte Film (vgl. fd 1505), der jetzt in voller Länge und in der Originalfassung noch einmal in die Kinos kommt, erzählt eine Geschichte vom skrupellosen Willen zum Erfolg, eine Geschichte um Freundschaft und Täuschung, eine Geschichte vom Leben im Spiel der Schauspieler und vom Schauspiel im Leben. - Margo Channing, ein berühmter Broadway-Star, der sich mit dem Problem des Alterns auseinandersetzen muß, hat viele Verehrer. Jeden Abend wird sie vom Beifall umtost. Eines Tages bringt Karen, die Ehefrau des Autors von Margos Erfolgsstücken, ein junges Mädchen mit in die Garderobe. Eve ist voller Bewunderung für Margo. Jede Vorstellung hat sie gesehen. Jeden Abend wartet sie am Bühneneingang, um ihren Star zu sehen. Sie ist bescheiden, scheu und zurückhaltend. Margo macht sie zu ihrer persönlichen Assistentin. Bald ist Eve auch für Margos engste Freunde aus deren Leben nicht mehr wegzudenken. Sie ordnet das Leben der Schauspielerin, arrangiert Verabredungen, umgibt ihr Idol mit stets gleichbleibender Verehrung und Bewunderung. Doch dies alles ist nur eine Rolle. Eve führt etwas anderes im Sinne. Und sie studiert schon ihre nächste Rolle ein: die der berühmten Schauspielerin Margo Channing. Mit Karen und ihrem Mann, dem Bühnenautor Bill, dem Regisseur und Geliebten Margos, spielt sie in verschiedenen Variationen nur ein einziges Spiel: sie will ein berühmter Star werden, Margo verdrängen. Hinter der Fassade ihrer Bescheidenheit ist sie ein berechnendes Biest. Nur ein einziger Mann durchschaut dies, der Theaterkritiker Addison Dewitt, der ihr schließlich mit einer Pressekampagne zum Durchbruch verhilft. Eve verschafft sich ihre Chancen, spielt dabei Freunde und Liebende gegeneinander aus. Ständig wechselt sie ihre Rollen, benutzt Eitelkeiten und Widersprüche ihrer Freunde. Am Ende hat sie ihr Ziel erreicht; über Nacht ist sie zum umjubelten Star aufgestiegen, dem der Preis der Schauspielergilde überreicht wird.

"Ich wundere mich oft, warum Psychologiestudenten zwar alles Mögliche studieren, nur nicht die Leute vom Theater, die doch auf beinahe jede ihrer Fragen eine Antwort darstellen würden", schrieb Regisseur Mankiewicz zu "All About Eve". Der Film beschreibt eine Gruppe von Menschen mit ihren Lebenslügen und Rollenklischees: Margo, den alternden Star, der der saubere Trennungsstrich zwischen Bühne und Leben nicht mehr gelingt und die ihre Beziehung zu Bill, dem Regisseur, in großen Auftritten und Ausbrüchen inszeniert, ganz so, als sei sie auf der Bühne; Karen, die Frau des erfolgreichen Autors, die eigentlich fremd ist in dieser Welt der Verstellung und Angst hat, nicht mehr zu sein als nur die Ehefrau eines erfolgreichen Mannes. Eve vermag diese Menschen durcheinanderzubringen, weil sie im Leben "spielt" und nur im Bühnenerfolg ihr wahres "Leben" sieht. Der Film entwickelt das Beziehungsgeflecht der Figuren und auch die schrittweise Enthüllung der Absichten von Eve in einem funkelnden Dialogfeuerwerk voller Bonmots und Aphorismen, voll hintergründigem Witz und doppelbödigen Wortgefechten - eine Qualität, die sich wohl nur in der Originalfassung entfalten kann. "All About Eve" ist eine brillante Attacke auf die verlogene Oberfläche des Show-Business, aber auch ein Versuch über elementare menschliche Verhaltensweisen, und ein hochmoralischer dazu: Schließlich muß Eve für ihr kaltes Karrierekalkül bezahlen; Freunde wird sie keine mehr haben.