Filmplakat von Weapons - Die Stunde des Verschwindens

Weapons - Die Stunde des Verschwindens

128 min | Thriller, Horror | FSK 16
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Mit einer einzigen Ausnahme verschwinden eines Nachts alle Kinder einer Schulklasse zur exakt gleichen Zeit auf mysteriöse Weise. Die Bewohner der betroffenen Gemeinde stehen vor der Frage, wer oder was hinter dem rätselhaften Verschwinden steckt.
  • Veröffentlichung07.08.2025
  • RegieZach Cregger
  • ProduktionVereinigte Staaten (2025)
  • Dauer128 Minuten
  • GenreThrillerHorror
  • AltersfreigabeFSK 16
  • TMDb Rating7/10 (283) Stimmen

Vorstellungen

CineMotion Berlin-Hohenschönhausen
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Wartenberger Straße 174
13051 Berlin
Traumpalast Leonberg
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Neue Ramtelstraße 2
71229 Leonberg (Württemberg)
Traumpalast Esslingen
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Kollwitzstraße 1
73728 Esslingen
Das Lumen Filmtheater Düren
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Fritz-Erler-Straße 21
52349 Düren
Kinodrom Bocholt
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Meckenemstraße 8
46395 Bocholt
Traumpalast Schorndorf
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Rosenstraße 49-51
73614 Schorndorf (Württemberg)
HALL OF FAME Osnabrück
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Theodor-Heuss-Platz 6-9
49074 Osnabrück
Das Lumen Filmtheater Solingen
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Mühlenplatz 1
42651 Solingen
CICO Kaufbeuren
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Daniel-Kohler-Straße 1
87600 Kaufbeuren
Prisma Cinema Halle-Neustadt
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Neustädter Passage 17D
06122 Halle (Saale)

Filmkritik

Wenn sie noch klein sind, sind Kinder so unschuldig. Sie tun, was man ihnen sagt, weil sie nun einmal schutzbefohlen sind. Manche ergeben sich einfach ihrem Schicksal. So wie Alex (Cary Christopher), der in der Grundschule des verschlafenen Städtchens Maybrook einer der Unauffälligen ist. Manchmal wird er von älteren Mitschülern gemobbt, aber welcher der Schmächtigen wird es nicht? „Alles bestens…“, antwortet er, wenn er nach der Schule von der Mutter gefragt wird. Es lohnt den Aufwand nicht, bei den Lehrern wie Justine Gandy (Julia Garner) nachzuhaken. Die hat auch bald eigene Probleme, als mit rotem Pinselstrich das Wort „Witch“ auf der Seite ihres Wagens geschrieben steht. Denn alle Kinder aus Alex’ Klasse 3 der Grundschule – mit Ausnahme von Alex – sind in der Nacht um 2 Uhr 17 aus ihren Elternhäusern gelaufen und verschwunden. Als hätten sie auf jemandes Hexen-Flüstern gehört, so unschuldig, wie sie sind.

Die Schmiererei ist nicht zu entfernen

„Witch“, die Schmiererei auf dem Autolack, ist einfach nicht zu entfernen. Der Makel bleibt ohnehin. Denn jemand muss ja schuldig sein. Und Lehrerinnen haben Macht über Schüler. Derjenige, der „Witch“ nachts auf Justines Wagen geschmiert hat, weiß, welche Farbe man nehmen muss, wenn man jemanden für alle Zeiten brandmarken will. Archer Graff (Josh Brolin) ist in der Baubranche und auch sonst hart im Nehmen. Und er vermisst seinen Sohn so sehr, dass er sogar in dessen Zimmer übernachtet und wacht, falls er doch wieder zurückkehren sollte. Doch das wird der Junge nicht tun. Jedenfalls nicht so unschuldig, wie er zuvor war.

„Weapons“ ist der zweite Horrorfilm von Zach Cregger, nach wenigen unerheblichen Komödien. Trotz guter Kritiken kam „Barbarian“ 2022 bei Disney+ „nur“ in den Stream. Creggers Art des Horrors ist nicht so einfach zu fassen, das gilt auch für „Weapons“. Künstlerisch und „sophisticated“, also anspruchsvoll oder gar intellektuell, was im Hollywood-Genre-Kino fast schon einem Makel gleichkommt. Auch „Weapons“ hat nicht nur einen kryptischen Titel (wird doch nicht im herkömmlichen Sinne mit „Waffen“ gekämpft), sondern der Film lässt sich auch Zeit.

Es beginnt atmosphärisch-gruselig, mit einer Mädchenstimme, die im Prolog aus dem Off von einer „wahren Geschichte“ raunt und von „Kindern, die verschwinden und nie wieder gesehen“ werden sollen. Und man sieht, wie die Kinder in der Dunkelheit auf regennass glänzenden Straßen irgendwohin rennen, mit ausgestreckten Händen, als ahmten sie Flugzeuge nach.

Sechs Perspektiven mit eigentümlichen Schnittmengen

Dann beginnt der Regisseur und Drehbuchautor, auf seine Art die Geschichte zu erzählen. Zwar weiß man schnell, dass Justine eine Hexenjagd blüht, dafür wird allein schon der verzweifelte Archer sorgen. Doch dann schlägt Cregger Volten. Er leistet sich den Luxus, in den 129 Minuten seines Horrorfilms die Erzählperspektiven zu wechseln, ähnlich, wie er es schon in „Barbarian“ gemacht hat. Konventionell ist für den 44-Jährigen zu banal. Und so wird seine „wahre Geschichte“ aus sechs Perspektiven erzählt, die nicht immer chronologisch sind – und eigentümliche Schnittmengen aufweisen. Zunächst kommt Justines, dann Archers Sicht, dann die von Polizist Paul Morgan (Alden Ehrenreich) ins Spiel, der nicht nur ermittelt, sondern auch eine alles andere als astreine Liebesbeziehung zu Justine pflegt.

Schließlich kommen auch scheinbare Nebenfiguren in den Fokus; etwa der Drogenabhängige Anthony (Austin Abrams), der bei einem Einbruch an Paul gerät, oder der völlige Fremde Andrew (Benedict Wong), der des Tags aus heiterem Himmel mit derselben Armhaltung wie die verschwundenen Kinder auf Justine zu rennt, um sie zu töten. Seltsame Erzählperspektiven, die zwischendrin immer mal wieder drohen, das eigentliche Mysterium des Verschwindens aus dem Fokus zu schieben. Doch der Drehbuchautor Zach Cregger ist ein souveräner Geschichtenerzähler. Immer wieder bieten sich Verknüpfungspunkte zwischen den Protagonisten. Und immer wieder gibt es Unheimlichkeiten oder – wenn nichts anderes mehr hilft – Jumpscares, die mit Wucht und unheimlicher, sounddesignartiger Filmmusik daherkommen, die ebenfalls Zach Cregger (zusammen mit den Geschwistern Ryan und Hays Holladay) komponiert hat.

Nichts ist sicher

Cregger überlässt nichts dem Zufall. Allenfalls die Kamera überlässt er ganz Larkin Seiple, der bereits „Everything Everywhere All at Once“ zum Ereignis hat werden lassen. Diese Kameraarbeit ist in „Weapons“ auch dann wirklich unheimlich, wo normalerweise alles heimlich sein müsste: daheim. Doch in „Weapons“ ist nichts sicher. So sind beispielsweise die Fenster im Haus, in dem Alex mit seinen Eltern wohnt, seltsam mit Zeitungspapier verklebt. Man erfährt das gleich zu Beginn, wenn Justines Geschichte erzählt wird. In einem Spalt sieht sie dort im Dunkel ein Elternpaar sitzen, steif und regungslos. Doch man muss lange warten, bis man mehr über diesen Umstand erfährt, wenn ganz zum Schluss und kurz vor dem Finale endlich Alex’ Sicht der Dinge erzählt wird. Die Unschuld ist da aber schon Verzweiflung und Agonie gewichen.

Und als würde all das noch nicht reichen, mutet einem Cregger vor dem absurd-wahnsinnigen Finale noch eine letzte Volte zu. Es tritt auf: Gladys Lilly (Amy Madigan). Wie der verdutzte Betrachter in einer Mischung aus Amüsement und Schrecken erfährt, ist sie nicht nur eine abstrus geschminkte, schrullige Alte, sondern auch noch Alex’ Tante. Sie sorgt kurz vor dem Ende erst noch einmal für einen kathartischen Schwung der Erheiterung. Etwa so, wie die von Ruth Gordon gespielte schrullige Nachbarin Minnie Castavet in Rosemaries Mietshaus in Roman Polanskis teuflischem „Rosemaries Baby“ von 1968. Nie wieder hat man jemanden seitdem dabei bewundern können, gleichzeitig so charmant und so teuflisch zu sein. Madigan schafft es nun.

Wie all das, was das Mädchen am Anfang als „wahre Geschichte“ verkauft, enden wird, soll selbstverständlich nicht verraten werden. Doch eines ist klar: In den behüteten Häusern von Maybrook, mit all seinen unschuldigen Kindern, wird niemand mehr so schnell ruhig schlafen.

Veröffentlicht auf filmdienst.deWeapons - Die Stunde des VerschwindensVon: Jörg Gerle (7.8.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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