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The Watermelon Woman

85 min | Drama, Komödie, Lovestory
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Szenebild von The Watermelon Woman 1
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Szenebild von The Watermelon Woman 3
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Szenebild von The Watermelon Woman 10
Cheryl, eine junge schwarze Lesbe, arbeitet einen Job in einer Videothek, während sie versucht, einen Film über eine schwarze Schauspielerin aus den 1930er Jahren zu drehen, die dafür bekannt ist, die stereotypen "Mammy"-Rollen zu spielen, die in dieser Zeit auf schwarze Schauspielerinnen abonniert waren.

Vorstellungen

Sinema Transtopia Berlin
Sinema Transtopia Berlin
Lindowerstr 21/22 (Haus C)
10178 Berlin
Filmhaus
August-Bebel-Straße 94
33602 Bielefeld
SİNEMA TRANSTOPIA
Lindower Straße 20/22
13347 Berlin

Filmkritik

Cheryl ist eine junge Frau, lesbisch und Afroamerikanerin und dadurch mit einem zwingend identitätsstiftenden Background ausgestattet. Fest verankert in der „black lesbian community“ von Philadelphia, jobben Cheryl und ihre beste Freundin Tamara in einem Videoladen, in dem sie sich durch Schummeleien kostenlos Filme besorgen. Sie filmen auf Hochzeiten, streiten sich um das verdiente Geld, tratschen über andere „sisters“ und führen eine Art Slacker-Dasein. Doch Cheryl (die Regisseurin Cheryl Dunye castet sich selbst) sieht sich als angehende Filmemacherin, und ihr erstes Sujet soll „irgendwie“ die Geschichte afroamerikanischer lesbischer Frauen behandeln. Aus der Videothek bestellt sie Unmengen von Filmen, und besonders fasziniert ist sie von Fae Richards, genannt „Watermelon Woman“, einer vergessenen Schauspielerin der 30er- und 40er-Jahre: Eine Zeit der braven „Mammie“-Rollen in Hollywood-Filmen, doch auch der Race Movies, jener von unabhängigen Studios produzierten Genrefilme mit schwarzen Schauspielern für ein ebensolches Publikum. So wie Peter Jackson mit „Forgotten Silver“ (1996) angeblich einen Filmpionier wieder entdeckte, so folgt Cheryl Dunye nun der Recherche ihrer Protagonistin nach der „Watermelon Woman“ – im Stil einer „fake documentary“. Was Verwandte und Freundinnen aus ihrer Privatsammlung an Erinnerungen und Fotos hervorkramen, kompiliert sie locker als Materialcollage, die vor Filmzitaten und coolen Sprüchen nahezu sprüht. Mal vor, mal scheinbar hinter der Kamera, stellt Cheryl Dunye – eine erfahrene Video-Experimentalfilmerin – Interviews, Spiel- und Dokumentarszenen sowie angebliches Archivmaterial gleichwertig nebeneinander. „Dunyementary“ nennt sie ihre Methode und nimmt dabei die sakrosankten, obwohl erfundenen Institutionen der Lesben-Szene, den Alltagsrassismus sowie Filmemacher-Allüren aufs Korn. In witzigen Cameo-Auftritten treten Szene-Größen auf, und als kleines Highlight erzählt die Filmhistorikerin Camille Paglia seltsame Theorien über „Mammies“ und Wassermelonen. Doch auch wenn der Film anfangs recht heiter und harmlos daherkommt, wirft er schnell grundsätzliche Fragen zur Situation der Filmemacherin auf, die ihr Leben und ihr Filmprojekt miteinander verbinden. Als sie bei Recherchen entdeckt, dass Fae Richards nicht nur lesbisch, sondern auch noch mit ihrer weißen Regisseurin liiert war, hat sie selbst gerade eine Affäre mit der weißen Diana angefangen. Ein Skandal, der als solcher vielleicht überrascht. Es zeigt sich nämlich, dass das, was man „interracial relationships“ nennt, selbst bei den fortschrittlichen „sisters“ und Freundinnen noch in den 90er-Jahren auf Ablehnung stößt. Sowohl die reale Beziehung als auch die Entdeckung über Fae Richards’ sind der Gemeinschaft unangenehm. Eine bittere Erkenntnis, gleichwohl die reale Bestandsaufnahme, dass hart erkämpfte kulturelle Identität einer so starken Abgrenzung bedarf. Doch der Switch zwischen „Schwarz“ und „Weiß“ manifestierte sich in der Filmgeschichte meist äußerlich und gut sichtbar – eine Parallel-Geschichte, auf die Dunye durchgängig, doch spielerisch verweist. So wie Diana als „Wanna-be-black“ abgestempelt wird, stäubt sich die dunkelhäutige Fae Richards in den alten Filmausschnitten weißen Puder ins Gesicht. Ähnliches passierte einst in „The Watermelon Man“ von Melvin van Peebles (1970), dem titelgebenden Referenzfilm Dunyes: In dieser Farce wachte ein weißer Versicherungsagent, einer kafkaesken Verwandlung gleich, eines Morgens als Afroamerikaner auf und rückte diesem Makel mit Bleichmittel zu Leibe. Diese Art Camouflage hat Tradition: Bereits in den Minstrel-Shows des 19. Jahrhunderts schminkten sich weiße Vaudeville-Künstler dunkel und spielten stereotype Onkel-Tom-Rollen, die die „weiße“ Filmgeschichte noch Jahrzehnte beeinflussten. Umgekehrt bot der Wunsch, die dunkle Farbe oder Herkunft gewissermaßen abzuwaschen und als „Weißer“ durchzugehen, Stoff für Billig-Melos der 60er-Jahre, sowie im übrigen für den Klassiker von Douglas Sirk „Solange es Menschen gibt“ (fd 8 391). Die Geschichte lesbischer afroamerikanischer Frauen im Film ist, so Cheryl Dunye, noch nicht geschrieben. Wenn Archive nichts bieten, hilft nur Erfindungsreichtum: Mit der geheimnisvollen „Watermelon Woman“ verewigt Dunye frech ein Stück afroamerikanische Filmkultur lange vor „Shaft“ (fd 17 973) und „Foxy Brown“ (fd 26 332) in ihrem persönlichen Pop-Himmel. So ist aus der naiven Vorstellung ihrer Protagonistin Cheryl, irgendwie die Geschichte der „sisters“ zu erzählen, nicht nur eine weitreichende kulturelle Bestandsaufnahme geworden, sondern eine swingende, humorvolle und intelligente Hommage an das „Black Cinema“, eigentlich an die Liebe zum Kino überhaupt.

Veröffentlicht auf filmdienst.deThe Watermelon WomanVon: Karin Laub (28.5.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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