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Filmkritik
Russell (Eddie Murphy) und Travis (Pete Davidson) könnten unterschiedlicher nicht sein. Das zeigt sich schon am Morgen des unglückseligen Tages, der die beiden Kollegen zu einer chaotischen Schicksalsgemeinschaft machen wird. Russells Wecker klingelt früh. Er ist bereits fertig und startklar, als seine Frau Natalie (Eva Longoria) noch nichts vom Tag wissen will, macht noch einmal kehrt, um sich liebevoll zu verabschieden, und ist lange vor offiziellem Dienstantritt in der Zentrale des Unternehmens für Sicherheitstransporte, für das er arbeitet. Er hat extra einige Woche im Voraus eine Änderung seiner Tagesroute beantragt: Heute ist Hochzeitstag, das Restaurant für den Abend bereits gebucht und der Diamantring der Ehefrau neu eingefasst.
Travis dagegen ist nicht früh aufgestanden und noch immer nicht in der Zentrale angekommen, als es eigentlich längst Zeit wäre, mit der Arbeit zu beginnen. Er hat noch nicht einmal die Unterhose gewechselt, die er seit Freitagabend trägt. Die Frau, mit der er das Wochenende verbracht hat, hat lange vor ihm das Hotelzimmer verlassen. Gut drauf ist Travis trotzdem. Noch von der Euphorie des Two-Night-Stands beflügelt, trudelt der Neuling mit ordentlich Verspätung und überdimensionaler Lunchbox in der Zentrale ein. Dass der Chef (Andrew Dice Clay) nicht begeistert ist, interessiert ihn nicht die Bohne. Er ist sowieso nur so lange hier, bis er den Zulassungstest bei der echten Polizei besteht. Dass er heute mit Russell, einer Legende in Sicherheitsdienst-Kreisen, fahren darf, empfindet er trotzdem als Ehre.
Ärger mit dem Date
Der Routinier Russell ist weniger begeistert. Schlimm genug, dass dem Chef sein Hochzeitstag herzlich egal ist und er weder die Route geändert hat noch einen Grund sieht, seinem dienstältesten und kompetentesten Mitarbeiter ein paar Stunden früher freizugeben. Nun hat Russell mit Travis auch noch einen Partner an Bord, mit dem seine Chancen weiter beträchtlich sinken, es rechtzeitig zum vereinbarten Jubiläums-Rendezvous zu schaffen. Das ist aber alles noch nichts gegen den Ärger, den Travis’ Date vom Wochenende den beiden bald einhandeln wird!
Banditin Zoe (Keke Palmer) hat das Techtelmechtel genutzt, um dem Neuling Travis so ziemlich jede Detailinformation zu entlocken, die es über seine Arbeit zu wissen gibt. Diese Infos nutzt sie nun, als der Geldtransporter durch das knapp hundert Meilen weite Funkloch in New Jersey rollt, mit viel krimineller Energie aus. Doch der Überfall, den sie zusammen mit einigen harten Typen vorbereitetet hat, läuft nicht wie geplant. Die Abwehr des Coups durch Russell und Travis aber auch nicht. Und so sitzen einige Kilometer weiter und einige Explosionen später Zoes Komplizen neben ihren Autowracks auf dem Highway, während sie selbst, die Pistole im Anschlag, mit im Geldtransporter bei Russell und Travis hockt. Das Ziel ist Atlantic City, wo Zoe plant, in Uniform und mit Hilfe ihrer beiden Geiseln unter den Augen des Wachpersonals eine Millionensumme aus einem Kasino „abzuholen“.
Keke Palmer bringt also nicht nur Heist-Movie -Motive ins Spiel, sondern fungiert auch als dritte Variable, die die Buddy-Zweisamkeit der Actionkomödie stört. Für Regisseur Tim Story ist es nach „New York Taxi“ (2004) und zwei „Ride Along“-Teilen (2014 und 2016) bereits die vierte Tour im vertrauten Genre-Gleis, das um den gewitzten Schlagabtausch hinterm Steuer konstruiert ist. Eddie Murphy und Pete Davidson sind eine fantastische Darsteller-Wahl, um den Kontrast und die Reibung zu liefern, die in solchen Buddy-Movies notwendig sind. Und Keke Palmer ein ebenso gut platzierter Störfaktor für das Gleichgewicht, auf das „Old School“-Prinzipien in Form von Russell und „New School“-Wirrungen in Form von Travis sukzessive zusteuern.
Ein Kontrast mit endlosen Beispielen
Wirkliche Dynamik kommt in „The Pickup“ aber trotzdem nicht auf. Zu oft werden Murphy und Davidson in billige Punchlines gezwungen, können nie wirklich aus einem Skript ausbrechen, das nie viel mehr vorhat, als den von Anfang an zwischen den Protagonisten gesetzten Kontrast mit endlosen Beispielen zu füttern. Travis hat den Job bei einem Online-Kurs gelernt, Russell in über 30 Jahren Praxis, Travis kennt Basketballspieler Kobe Bryant, aber nicht mehr den legendären, von Russell erwähnten Basketballer Reggie Miller, und so weiter und so fort.
Auch die Heist- und Beziehungsschwierigkeiten, die Zoes Machtübernahme für Travis und Russell bedeuten, bringen das Ganze nicht wirklich voran. Ob sie sich nun wirklich in den Neuling verliebt hat, wie viel Robin Hood in ihr steckt und ob es der alte Hase Russell trotz ihres Coups zu seinem Date schafft, nimmt „The Pickup“ letztlich ebenso kaum so ernst, wie es die Bedrohung für Leib und Leben, die Highway-Stunts und gut bewaffnete Kasino-Security eigentlich sein sollten. NBA-Trivia-Wissen, Schusswechsel, Jubiläums-Date, Kasino-Raub und Waisenschicksal: alle sind letztlich gleichrangige Datensätze eines chaotischen, aber völlig belanglosen Arbeitstags.