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Filmplakat von FILMKUNSTWOCHEN: JACKIE BROWN

FILMKUNSTWOCHEN: JACKIE BROWN

154 min | Drama, Thriller, Krimi
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Jackie Brown ist Stewardess. Leider verdient sie zu wenig Geld. Deshalb arbeitet sie für den Waffenhändler Ordell Robbie. Der hat sein Vermögen in Mexiko angelegt und läßt sich von Jackie Brown Bargeld in die USA schmuggeln. Als Jackie eines Tages kontrolliert wird, fliegt sie mit 50.000 Dollar und ein paar Gramm Kokain im Handgepäck auf. Der Bundesbeamte Ray Nicolet schlägt Jackie einen Deal vor: Sie soll ihren Auftraggeber Ordell Robbie ans Messer liefern und bekommt dafür Straffreiheit zugesichert. (P.M.)
  • Veröffentlichung16.04.1998
  • RegieQuentin Tarantino
  • ProduktionsländerVereinigte Staaten
  • Dauer154 Minuten
  • GenreDramaThrillerKrimi
  • IMDb Rating7.5/10 (283035) Stimmen

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Filmkritik

Kaum ein Film wurde in den letzten Jahren mit solcher Spannung erwartet wie Quentin Tarantinos erste Regiearbeit seit "Pulp Fiction" (fd 31 041). Was würde Hollywoods Wunderknaben der 90er Jahre einfallen, um seinen Ruf als Orson Welles der Postmoderne, als cooler Revolutionär der Filmsprache zu untermauern? Würde er die von ihm selbst initiierten Trends bestätigen, womöglich übersteigern oder selbst ad absurdum führen? Hätte er überhaupt eine Chance, den Erwartungen von Zuschauern und Kritik gerecht zu werden? Saß der urplötzlich als Regisseur (!) zu Star-Ruhm gekommene einstige Video-Verkäufer nicht unwiderruflich in der Falle des eigenen frühen Erfolgs? Die Gefahr des tiefen Falls schien jedenfalls größer als die Wahrscheinlichkeit eines abermaligen großen Wurfs. Doch die Wahrheit, sprich: der fertige Film, liegt nun so ziemlich genau zwischen den Extremen. Schaut man auf seine bloße Handlung, dann möchte man denken: nichts Neues im Universum des Quentin Tarantino. Wieder entführt er sein Publikum in eine Welt aus Verbrechen und Verrat, lauernder Aggression und plötzlich ausbrechender Gewalt, all das garniert mit einer irritierenden Portion exzessiver Gossensprache und kleinkarierter, alltäglicher Realität, die in diesem Kontext fast surreal wirkt. Dreh- und Angelpunkt ist die in die Jahre gekommene, immer noch attraktive farbige Stewardeß Jackie Brown. Als sie von der Polizei dabei erwischt wird, wie sie für den skrupellosen Waffenhändler Ordell Robbie Geld illegal in die USA schafft, gerät sie in eine eigentlich ausweglose Situation: Verrät sie Ordell, droht dieser sie umzulegen, verrät sie ihn nicht, wandert sie in den Knast - oder Ordell zieht sie, als vorbeugende Maßnahme, dennoch aus dem Verkehr. Jackie macht aus der Not eine Tugend: Ohnehin schon mit dem Rücken zur Wand stehend, versucht sie mit Hilfe des besonnenen, aber auch illusionslosen Max Cherry, der Leute gegen Kaution aus dem Gefängnis holt, ihre Widersacher gegeneinander auszuspielen und dabei sogar groß abzukassieren. Komplizierter wird ihr Plan dadurch, daß auch Ordells Geliebte Melanie und sein Kumpel Louis gemeinsame Sache machen und Ordell übers Ohr hauen wollen. Klassische Verwirrung, klassische Ränkeschmieden also allenthalben! Doch nicht erst seit Tarantino weiß man: Die Story ist wichtig, aber bei weitem nicht alles.

"Jackie Brown" entstand nach einem Roman des von Tarantino verehrten Elmore Leonard und ist somit Tarantinos erste Adaption eines anderen Autors. Die wesentlichen Änderungen gegenüber der Vorlage bestehen in der Verlegung des Schauplatzes von Florida auf Tarantinos Home-Turf, die South Bay bei Los Angeles, und aus der weißen Heldin Jackie Burke wurde eine Farbige. Es drängt sich der Eindruck auf, daß Tarantino angesichts der bereits entwickelten Handlung viel mehr Zeit auf die Gestaltung seiner Figuren verwenden konnte. Die so auffällige Konstruktion des Plots wie in "Reservoir Dogs - Wilde Hunde" (fd 29 780) und "Pulp Fiction" tritt nun in den Hintergrund. Nur an der zentralen Stelle des Films, wo der Austausch der Tasche mit dem geschmuggelten Geld stattfindet, löst Tarantino den linearen Verlauf der Handlung wie in früheren Filmen auf, um kurzfristig die Erzählperspektive zu variieren. Ansonsten schenkt er seine ganze Aufmerksamkeit der Erscheinung seiner Charaktere, mitunter so radikal minutiös, daß Worte, Gesten und Blicke den Verlauf der Aktion fast zum Stillstand zu bringen drohen. Seine größten Fähigkeiten neben dem spielerischselbstbewußten Umgang mit Erzählkonventionen - darin bleibt er sich treu - bestehen im Casting und in der Wahl des Soundtracks. Wie kaum ein anderer versteht es Tarantino, ein Ensemble von Schauspielern zusammenzuführen, in dem jeder den anderen wunderbar einfach zu ergänzen scheint. Ein sowohl in seiner Rolle als kaltblütiger, Wortkaskaden abfeuernder Killer als auch in seiner bloßen körperlichen Erscheinung dominierender Samuel L. Jackson spielt den ruhigen Robert Forster nicht an die Wand, sondern läßt dessen Eigenschaften um so stärker hervortreten. Neben Forster holt Tarantino ebenso die in den Niederungen des Filmgeschäfts versunkene Pam Grier ans Licht zurück, die in den 70er Jahren in Blaxploitation-Movies wie "Foxy Brown" und "Sheba Baby" bereits weit erfolgreichere Zeiten erlebt hatte. Eben dieser persönliche Hintergrund muß ihr aber in den Augen eines Filmfreaks und Kenners der populären Kultur wie Tarantino die Qualifikation für diese Rolle gegeben haben. Denn für ihn ist Filmemachen ein Spiel mit Konnota-tionen: Darsteller, Szenen, Kameraeinstellungen, Musikstücke begreift er intuitiv als Ergebnisse und Produkte eines kulturellen Prozesses, der ihnen eingeschrieben ist und ihnen somit einen quasi zeichenhaften Charakter gibt.

Was in der Beschreibung akademischtrocken anmutet, kommt in seinen Filmen meistens unprätentiös direkt wie "aus dem Bauch". Dieses Vertrauen Tarantinos auf seine Fähigkeiten verführt ihn im Fall von "Jackie Brown" aber zur Nachlässigkeit gegenüber einer flüssigen Abwicklung der Story. Alltagsbeobachtungen und Banalitäten, die unter der Regie eines wirklich an der Psychologie seiner Figuren interessierten Regisseurs Spannung erzeugen könnten, wirken zu guter Letzt doch unbefriedigend, selbstzweckhaft - und dadurch sogar schlicht langweilig. Das Caper-Movie droht in manchen ruhigen Passagen förmlich einzuschlafen, so als wolle Tarantino mit Gewalt beweisen, daß es ihm nie um Action um ihrer selbst Willen gegangen sei. Spätestens da scheint er sich aber selbst im Weg gestanden und zu unnötigen Abschweifungen gezwungen zu haben.

Erschienen auf filmdienst.deFILMKUNSTWOCHEN: JACKIE BROWNVon: Hans Jörg Marsilius (13.6.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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