


- Veröffentlichung01.01.2024
- RegieEddie Alcazar
- Dauer88 Minuten
- GenreScience FictionFantasyHorror
- AltersfreigabeFSK 18
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Filmkritik
Die Menschheit hat sich entschieden: Das Fleisch triumphiert über den Geist. Der Experimentalfilmer Eddie Alcazar entwirft in „Divinity“ das Bild einer zukünftigen Gesellschaft, die den Tod dank eines Serums überwunden hat – und sich vollkommen dem Exzess hingibt. Doch unter all dem unsterblichen und wohlgeformten Fleisch, das sich im Rausch der Wunderdroge durch schummrige Clubs schiebt, bewegen sich zwei Brüder von einem anderen Stern. Ihr Ziel: Jaxxon Pierce, den Schöpfer des Serums, beseitigen.
Alcazar entfaltet „Divinity“ als schwarz-weißen Fiebertraum auf körnigem 16mm-Film. Im Zentrum der Science-Fiction-Geschichte steht der narzisstische Forscher Jaxxon Pierce (Stephen Dorff). Schon sein Vater Sterling (Scott Bakula) hatte zu Lebzeiten an einer Formel gearbeitet, um der Menschheit die Unsterblichkeit zu schenken. Doch sein Werk bleibt durch seinen Tod unvollendet, bis der Sohn schließlich das letzte Puzzleteil findet – und das altruistische Werk des Vaters komplett dem Kommerz preisgibt.
Wo nichts stirbt, kann nichts werden
Immer wieder bricht „Divinity“ die antik anmutende Szenerie im tempelgleichen Anwesen von Jaxxon Pierce mit Cyberpunk-Videoeinspielern seines Vaters, die als letzte moralische Instanz den Wahnsinn des Sohns zu besänftigen versuchen. Auch eine frei umherstreifende Gruppe mysteriöser Frauen unter Anführerin Ziva (Bella Thorne), die die verloren gegangene Fruchtbarkeit der Menschheit zu konservieren versucht, mahnt den Preis für die Unsterblichkeit an. In einer Welt, in der das bestehende Leben keinen Platz macht, kann kein neues Leben entstehen.
Der Körperkult beherrscht den Film über weite Strecken. Die Erde ist ein Planet voller Adonisse und Aphroditen, die sich in Gewändern räkeln, die an die Chitons der alten Griechen erinnern. Wenn Alcazar ihre muskulösen Körper durch den Kontrast zwischen auf der Haut glänzendem Schweiß beziehungsweise Körperöl und Schlagschatten herausmodelliert, erinnert seine Bildsprache mitunter an die ideologisch überhöhten Athleten aus Leni Riefenstahls Prolog zu „Olympia“. „Divinity“ macht bildhaft klar: Die Menschen sind jetzt ihre eigenen Götter. Doch diese schönen Körper nutzt Alcazar gezielt, um sie später gewaltsam zu deformieren – ähnlich dem Body-Horror in David Lynchs „Eraserhead“ oder Shin’ya Tsukamotos „Tetsuo: The Iron Man“.
Zwischen Videospiel-Ästhetik und Ray Harryhausen
Den visuellen Höhepunkt erreicht „Divinity“ in einem Stop-Motion-Kampf zwischen einem außerweltlichen Wesen und dem durch eine Überdosis seines eigenen Serums zum Muskelberg mutierten Jaxxon Pierce, wobei sie sich unter Blitzeinschlägen einen blutigen Weg durch die tote Felsenwelt der früheren Erde furchen. Diese überstilisierte Vermischung von Knetanimation und Live-Action, die Erfinder Alcazar „Metascope“ taufte, verleiht „Divinity“ eine Videospiel-Ästhetik ähnlich bekannter Prügelspiele wie „Street Fighter“, gepaart mit einer Dosis Ray Harryhausen.
Doch so soghaft sich Alcazars kantige Dystopie auch bildhaft entfaltet mag, mangelt es merklich an Erzählenswertem. Angeblich soll Alcazar vorab kein Skript für seinen dritten Langspielfilm verfasst haben, sondern sich komplett auf spontane Eingebungen während des Drehs gestützt haben. Das tut dem Film nicht gut und führt mitunter zu repetitiven Worthülsen, die lediglich die biblisch inspirierte Bildsymbolik untermalen.
Ein letzter Keim der Hoffnung
Stephen Dorffs Phrasen über sein Genie sind offensichtlich an Tech-Milliardär Elon Musks Selbstverliebtheit angelehnt, laufen jedoch erzählerisch ins Leere. Auch die sinnliche Begegnung zwischen der unberührten Nikita (Karrueche Tran) und den beiden namenlosen Sternenbrüdern (Moises Arias und Jason Genao) entfaltet weder emotional noch metaphorisch die verheißungsvolle Wirkung, die Alcazar ihrer Figur zuschreiben will: Dass es noch einen letzten Keim der Hoffnung für die Menschheit gibt.