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Filmkritik
Einen Kniefall vor dem Original gibt es in „Die nackte Kanone“ gleich zu Beginn. Frank Drebin Jr. (Liam Neeson) macht einen Knicks vor dem Porträt seines einst von Leslie Nielsen verkörperten Vaters: „Ich möchte genau wie du sein, aber auch originell und anders.“ Diese Selbsterwartung beschreibt gänzlich unverhohlen, wo das Reboot, 37 Jahre nach dem letzten Teil aus der Feder von Zucker, Abrahams & Zucker alias ZAZ, gerne hin möchte. Beide Erwartungen werden aber nur bedingt erfüllt. Weder kommt der Film an die ikonischen Komödien-Highlights der ZAZ-Klassiker heran, noch ist „Die nackte Kanone“ ein vor Originalität strotzender Neuanfang. Das ist jedoch kein Beinbruch, denn der Film ist ungeachtet aller Sequel-Reboot-Diskurse verdammt komisch.
Im Pfadfinderinnenkostüm
Natürlich hängt das Schicksal eines Reboots weitgehend am Verhältnis zu den Vorgänger-Filmen. Für Frank Drebin Jr. heißt das, dass er, um in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, mit konsequenter Ignoranz Polizeiarbeit nach eigenem Gusto und damit im Zweifelsfall auch gegen das Gesetz betreiben muss. Beim Banküberfall, der den Film eröffnet, klappt das noch ganz gut. Im Pfadfinderinnenkostüm räumt Drebin gleich eine ganze Riege bewaffneter Schurken ab. Deren Drahtzieher, den Milliardär Richard Cane (Danny Huston), erwischt er dabei aber nicht. Dessen Plan, die Weltherrschaft zu erringen, ist so abstrus wie irrelevant. Die Weltelite soll sich zusammen mit dem Parodie-Barden Weird Al Yankovic in die von ihm erbauten Luxus-Bunkeranlagen verkriechen, während die neuesten technischen Gadgets seiner Firma die Menschen in gewalttätige Primaten verwandeln, die sich gegenseitig auslöschen.
Obwohl die Polizeichefin Davis (CCH Pounder) Drebin den Fall schon längst entzogen hat, kommt der Tech-Mogul über Umwege – den angeblichen Suizid eines seiner Angestellten – wieder ins Visier des unnachgiebigen Ermittlers und seines Partners Ed Hocken Jr. (Paul Walter Hauser). Bald buhlen die Männer um die Gunst der Schwester des Verstorbenen. Doch die True-Crime-Autorin Beth Davenport (Pamela Anderson) ködert Cane mit ihren eigenen Reizen und wunderbar schrägen Gesangs- und Performance-Einlagen.
Getragen von einem fantastischen Ensemble und der bekannten Formel rollt das zusätzlich von einem Film-Noir-Saxophon und inneren Monologen begleitete Reboot durch Los Angeles. Links und rechts springen Passanten zur Seite, vorne fliegen Radfahrer über die Frontscheibe. Jedes Bild bietet einen Gag, der regelmäßig und in den absurdesten Situationen sogar wie ein Coffee-to-go gereicht wird, seltener als Überraschung im Bildhintergrund lauert, meist respektlos in klassische Genreszenen platzt und in der Regel gut landet.
Komplette Ignoranz gegenüber normaler Kommunikation
Das Fundament des Ganzen bilden die Wortspiele Marke ZAZ, die jedem Dialog die Chance einer absurd-komischen Entgleisung bieten. Frank Drebin Jr. bewegt sich nicht nur gänzlich ohne Rücksicht durch Los Angeles; er rasiert ganze Bürgersteige ab und reißt mit seinem selbstfahrenden Elektroauto Polizeibarrieren ein. Auch in Dialogsituationen glänzt er mit kompletter Ignoranz gegenüber normaler Kommunikation. Bei Floskeln, Anreden oder Gemeinplätzen ist die wortwörtlichste Antwort für Drebin immer die plausibelste: „Zigarre?“ – „Ja, sieht aus wie eine!“.
Das zweite Standbein des ZAZ-Erbes sind die Entgleisungen, die eine Ebene höher entstehen, wenn der Film vehement gegen bekannte Genre-Konventionen ins Feld zieht. Als dem Protagonisten ein Mord angehängt wird, liegt ein blutiges Messer mit der Aufforderung „Touch me“ bereit; daneben steht ein Voice Recorder, in den Drebin seinen Namen zusammen mit den Worten „Ich hab’s getan“ diktieren soll.
Wenn er trotz des ihm angehängten Mordes, einer Suspendierung und dem vorzeitigen Ableben potenzieller Zeugen am Ende dennoch mit Beth Davenport in die Flitterwochen fährt, reiht die Montage nicht nur allerlei Pärchen-Albereien aneinander, sondern erlaubt sich auch einen deliranten Schlenker in die Horror-Parodie, die Frank und Beth beim erotischen Zusammenleben mit einem rituell beschworenen Schneemann zeigt. Das ist einer der wenigen Ausflüge, die der Film jenseits der von den Vorgängern ausführlich getesteten Pfade unternimmt. Meist fühlt sich „Die nackte Kanone“ in der formalen Bindung an die Vorgängerfilme am wohlsten.
Unter seinen Zeitgenossen geradezu ein Unikat
Vielleicht fehlt der Inszenierung von Regisseur Akiva Schaffer die große Vision; als eine mit knapp 85 Minuten recht schlanke, dafür aber mit einer enormen Masse an Gags aufgepumpte Komödie ist der Film unter seinen Zeitgenossen aber geradezu ein Unikat. Ob die Neuauflage damit in die Zukunft weist oder in der Zeit zurückgeht, spielt letztlich eine untergeordnete Rolle. Denn saukomisch ist der Film allemal.